Agilität in Unternehmen

„Hype“ oder „hilfreich“?

Dieser Frage gingen in der vergangenen Woche Unternehmerinnen und Unternehmer aus Oberhausen gemeinsam mit den Veranstaltern der Arbeitsagentur Oberhausen, des Verbandes deutscher Unternehmerinnen und der Oberhausener Wirtschafts- und Tourismusförderung GmbH nach. Das Event fand im Rahmen des Oberhausener Netzwerkes FRAUENFAIR-NETZT statt, wobei zu diesem Thema nicht nur Unternehmerinnen, sondern auch Unternehmer herzlich willkommen waren.

Erste Einblicke in agile Unternehmen und deren Erfolgsrezept gaben die Veranstalter den Anwesenden direkt zu Beginn des Events. Sie präsentierten einen halbstündigen Auszug des Films Musterbrecher.

Mit Musterbrechern sind Unternehmen gemeint, die bestehende Prozesse hinterfragen, neue Wege gehen, den Mut haben eingefahrene Muster zu verlassen, die Mitarbeitenden in die Entscheidungen aktiv einbeziehen und diese sogar wichtige Entscheidungen für das Unternehmen treffen lassen. So zeigt der Film Beispiele von Betrieben, in denen die Beschäftigten bestimmen, wie viel am Ende auf ihrem Gehaltskonto steht, wann und von wo aus sie arbeiten möchten oder welche operativen Prozesse im Betrieb verändert werden sollten, um noch effizienter und erfolgreicher sein zu können.

Doch was bedeutet agil in dem Zusammenhang überhaupt? Wodurch zeichnet sich ein agiles Unternehmen aus und was machen die Verantwortlichen anders (eventuell besser) als andere Arbeitgeber? Darüber diskutierten in einer von Dr. Petra Schwarz aus Münster moderierten lebendigen Talkrunde Julia Steiner, Mitglied der Geschäftsführung der Evers GmbH mit Sitz in Oberhausen, und Nicolas Korte, Coach für Agile Transformation, mit den Veranstaltern und anwesenden Gästen.

„Agilität bedeutet vor allem Wertschätzung

 Julia Steiner berichtete von ihren Erfahrungen aus mehr als 15 Jahren Berufsleben: „Für mich hat Agilität eine positive Signalwirkung, denn es bedeutet, Veränderungen nicht hilflos als „Reaktionsautomat“ ausgeliefert zu sein. Agilität bedeutet vor allem Wertschätzung. Gemeinsam mit unserem Team hinterfragen wir Prozesse frühzeitig und entwickeln neue Strukturen mit dem Ziel der Erhöhung des Kundennutzens“, betont Julia Steiner, und fügt hinzu: „Die richtige Dosierung von Agilität ist aus meiner Sicht ein Kernerfolgsfaktor gepaart mit einer wertschätzenden Personalentwicklung, die das Team entsprechend der persönlichen Bedürfnisse und der individuellen Arbeitspräfenz-Struktur bedarfsorientiert mit auf die Reise nimmt.“

Die erfolgreiche Unternehmerin betont, dass nicht jeder ein Musterbrecher ist oder sein möchte, dieser Begriff scheint ihr sogleich viel zu radikal. Für die Geschäftsführerin des mittelständischen Unternehmens bedeutet Agilität auch, jedem Mitarbeitenden den notwendigen Freiraum zu geben und ihn nicht nur nach seinen Kompetenzen, sondern vor allem nach seinen Präferenzen arbeiten zu lassen. Sie ist sicher: Nur wer gerne macht, was er tut, kann die besten Ergebnisse erzielen und ist im Unternehmen dauerhaft glücklich.

„Agil ist nicht die Lösung für jedes Problem, das Unternehmen haben“

Agilitäts-Coach Nicolas Korte berät Unternehmen weltweit und hilft ihnen dabei ihren agilen Weg zu finden. Für Korte steht fest: Agilität braucht vorab immer ein Problem, das zu lösen gilt. Gibt es dieses nicht, ist Agilität nicht die Lösung: „Agilität ist zunächst einmal eine Haltung, nämlich die Haltung dem Kundennutzen alles andere unterzuordnen. Und mit „alles“ meine ich alles, also auch das was uns in unserer heutigen Arbeitswelt unveränderlich erscheint wie z.B. Hierarchien, Richtlinien, feste Strukturen usw. Agil ist nicht die Lösung für jedes Problem, das Unternehmen haben. Deshalb ist es zunächst wichtig, das zu lösende Problem genau zu beschreiben. Ansonsten handelt man nach dem Motto: Wenn jemand nur einen Hammer hat, wird jedes Problem zum Nagel“ und das ist definitiv nicht Ziel von Agilität. Agilität ist die richtige Lösung, wenn der Markt sehr dynamisch ist, sich Kundenwünsche radikal und/oder schnell ändern, Wettbewerber unvorhersehbar verhalten oder schlichtweg, wenn Sie als Unternehmen der „Dynamikerzeuger“ in ihrem Markt sein wollen.“

Am Ende stand die Antwort auf die Frage des Abends fest: Agilität ist definitiv ein Hype, aber sie ist auch hilfreich. Dabei ist sie kein Allheilmittel, sondern bedarf eines Problems und sollte immer in der richtigen Dosierung eingesetzt werden.

Beim abschließenden Get together konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer miteinander ins Gespräch kommen, sich austauschen und vernetzen. Zudem wurde bereits über zukünftige spannende Projekte und anstehende Events des Netzwerkes informiert.

Informationen zum Netzwerk FRAUENFAIR-NETZT:

Die Agentur für Arbeit Oberhausen, der Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) und die Oberhausener Wirtschafts- und Tourismusförderung GmbH (OWT) haben gemeinsam ein neues Netzwerk für Unternehmerinnen aus Oberhausen und Frauen mit Führungsverantwortung in Oberhausener Unternehmen gegründet (FRAUENFAIR-NETZT). Informationen zu den noch anstehenden Events in 2022 finden Interessierte hier: www.frauen-fair-netzt.de

Informationen zu den Talk-Gästen:

Seit dem 1. Januar 2022 ist Julia Steiner Teil der Geschäftsführung der Evers GmbH. Die Diplom-Kauffrau Julia Steiner startete im Jahr 2006 nach ihrem Studium der internationalen Betriebswirtschaftslehre an der International School of Management eine klassische Vertriebskarriere im Außendienst, Key Account Management und Trade Marketing bei der Red Bull GmbH und der Danone GmbH. Zeitgleich initiierte Julia Steiner als Lehrbeauftragte für Sales Management Vorlesungsreihen für den Vertrieb an verschiedenen Universitäten. Die ausgebildete Business Trainerin verantwortete in weiteren Führungspositionen unter anderem den Aufbau von Sales Akademien und die Implementierung von Change Management Projekten in globalen Großkonzernen. Von April 2017 bis Dezember 2021 verantwortete Julia Steiner den Funktionsbereich Strategie und Innovationsmanagement bei der Evers GmbH, seit Juli 2018 als Prokuristin. Julia Steiner ist ausgebildeter systemischer Coach. Sie ist seit Ende 2021 als ehrenamtliche Richterin am Arbeitsgericht Oberhausen tätig und unterstützt seit Mai 2022 die Entwicklungsgesellschaft Neu-Oberhausen mbH als neues Mitglied im Aufsichtsrat.

Die Evers GmbH ist ein industrieller Lösungsanbieter aus Oberhausen kombiniert Produkte und Dienstleistungen, um Kunden beim Heben von Lasten, Sichern von Personen und Ladungen sowie Fördern und Verpacken entlang des gesamten Logistikprozesses den größtmöglichen Nutzen zu bieten. Dabei stellt sich das Unternehmen auf die individuellen Anwendungen und Anforderungen jedes Kunden ein und setzt den Fokus auf langfristige Beziehungen. 

Nicolas Korte hat an der FH Aachen Maschinenbau mit dem Schwerpunkt Kerntechnik studiert. Insgesamt 33 Jahre hat er im Bereich Anlagenbau/Industrie eine „klassische“ Karriere verfolgt. Er war über 25 Jahre als Führungskraft, davon 20 Jahre als Geschäftsführer in verschiedenen Konzern- und mittelständischen Unternehmen tätig, neben Deutschland auch in Italien und Südafrika. 2017 kam er zum ersten Mal mit dem Thema „agile Organisation“ in Berührung. Danach transformierte er nicht nur konsequent seine eigene Unternehmensgruppe, sondern auch sich selbst. Nach Ausbildung zum systemischen Coach für Organisationsentwicklung ist er seit 01.01.2021 als Verbündeter für Veränderung selbstständig und unterstützt Unternehmen und Menschen in Veränderungs- Transformationsprojekten. 

Pressekontakt:

Maren Embert, +49 (0) 208/99 475-33, maren.embert@eversgmbh.de

Julia Steiner, +49 (0) 208/99 475-67, julia.steiner@eversgmbh.de

0 Merkliste
keyboard_arrow_up