Greifart: Formschlüssig oder kraftschlüssig
Formschlüssige Greifer oder Zangen greifen die Last so, dass unter die Last oder in eine vorhandene Aussparung gefasst wird. Es ist zu beachten, dass die formschlüssige Fläche senkrecht zur Greiferachse stehen muss. Bei kraftschlüssigen Greifern oder Zangen muss die Last formstabil sein und dem Anpressdruck der Haftflächen widerstehen. Die Last wird durch Erzeugung der Reibkräfte zwischen dem Werkstück und der Greiferoberfläche gehalten. Ob der Greifer hinreichend sicher arbeitet, ist abhängig vom Backendruck und dem vorhandenen Reibwert. Die relative Sicherheit gegen Herausrutschen hat nichts mit dem Lastgewicht zu tun, sondern ist ausschließlich vom Reibbeiwert und der geometrischen Greiferstellung abhängig. Deshalb muss immer ermittelt werden, ob die zu hebende Last in Kombination mit der Oberfläche der Greifbacken den notwendigen Reibbeiwert aufweist.
Wirkungsweise der Greifer: Selbsttätig oder mit Antrieb
Mechanische Greifer (selbstverstärkend) beziehen den notwendigen Backendruck aus der konstruktiven Geometrie und aus dem Lastgewicht. Angetriebene Greifer verfügen über eine externe Kraftquelle. Übliche Antriebsvarianten sind hydraulisch, pneumatisch oder elektromechanisch. Hier kann ein Kraftspeicher erforderlich sein, um die Greifkraft auch beispielsweise bei einem Stromausfall sicher zu halten.
Niemals darf ein für formschlüssigen Betrieb konstruierter Greifer als reibschlüssiger Greifer eingesetzt werden! Die Last rutscht unweigerlich aus dem Greifer heraus! Mechanische reibschlüssige Greifer müssen einen Sicherheitsfaktor von 2 gegen Herausrutschen der Last aufweisen.
Lastkollisionen
Beim Transport von Lasten mit Greifern ist zu beachten, dass Lastkollisionen mit der Umgebung zu einem Öffnen des Greifers führen können. Kollisionen beim Heben mit Greifern sind deshalb unbedingt zu vermeiden. Sofern Kollisionen nicht ausgeschlossen werden können, muss der Greifer mit einer zusätzlichen Sicherheitseinrichtung ausgestattet werden.
Einsatz auf Baustellen
In DIN EN 13155 werden besondere Anforderungen an Greifer für den Einsatz auf Baustellen formuliert. Diese sehr sinnvollen Regeln sollten auch bei der sonstigen Verwendung beachtet werden: Klemmen für den Einsatz auf Baustellen müssen formschlüssig sein oder mit einer zusätzlichen formschlüssigen Halteeinrichtung (z. B. Schlingen, Netze, Käfige) ausgerüstet sein. Die formschlüssige Halteeinrichtung oder die zusätzliche formschlüssige Einrichtung muss das Herabfallen der Last oder einzelner loser Teile der Last verhindern.
Reibungskoeffizienten beim Einsatz von Greifern und Zangen
Materialplanung | Oberfläche | Haftreibung |
Stahl - PTF | trocken | 0.04 |
Stahl - Stahl | trocken | 0,08-0,25 |
Metall - Holz | trocken | 0,2 |
Holz - Holz | trocken | 0,3 |
secutex 75° - rauer Stahl | trocken | 0,4 |
Gummi - rauer Stahl | trocken | 0,6 |
Holz - Stein | trocken | 0,7 |
Gummi - Asphalt | trocken | 0,9 |
Falls der vorhandene Reibbeiwert nicht bekannt ist und nicht zuverlässig eingeschätzt werden kann, darf der Greifer nicht eingesetzt werden. Wir helfen Ihnen gerne bei der Ermittlung des vorhandenen Reibbeiwerts, unbekannte Materialpaarungen können ebenfalls auf einem Prüfstand untersucht werden. Wichtige Einflussgrößen für den vorhandenen Reibbeiwert sind die Oberfläche (poliert, geschliffen, roh, strukturiert, porös), die Schmierung
(trocken, feucht, geschmiert, vereist) sowie die Temperatur (normal, kalt, warm, heiß).